Osternachtfeier in der Stiftsbasilika
Das Gedicht „Ostern“ von Reiner Kunze zitierte Stadtpfarrer Thomas Vogl zum Glockengeläut vor dem Gloria, um es dann in der Predigt noch einmal aufzugreifen. Es endet mit den nüchternen Zeilen: „Doch obwohl die glocken / so heftig gegen die mitternacht hämmerten / nichts an finsternis sprang ab“
Gegen diese Finsternis wurde vom gesegneten Osterfeuer draußen auf dem Basilikaplatz die brennende Osterkerze in die finstere Basilika getragen. Mit dem dreimaligen Ruf „Lumen Christi“ an alle Gläubigen, die dann im Schein der Kerzen das Exsultet hörten.
So wurde Nachtwache gehalten mit den Lesungen der Schöpfungsgeschichte, dem Auszug aus dem roten Meer und der Verheißung des Propheten Ezechiel, dass Gott uns allen ein Herz aus Fleisch gibt. Nach den Wochen der Fastenzeit wurde nach der neutestamentlichen Lesung das Halleluja erstmals wieder mit großer Freude gesungen, der Freude der Osterbotschaft, die im Evangelium verkündet wurde. „Christ ist erstanden“ – das Osterlied der Gemeinde bekräftige noch einmal, was gerade verkündet wurde.
„Ob der Dichter nur feststellt, was wir selbst sehen?“ – dachte Stadtpfarrer Vogl in seiner Osterpredigt das Gedicht weiter. „Die Finsternis springt nicht einfach ab, wenn wir Glocken läuten und Halleluja singen, die Finsternis der Gewalt ob in Syrien, in Ägypten gegen koptische Christen, in Schweden, hierzulande gegen Fußballer. Es wäre längst nicht damit getan, wenn es keine Assagds, Erdogans, Kim Jong uns oder wie auch immer sie heißen mögen, gäbe. Es sind nicht nur die oder andere, ich selbst bin es auch immer wieder, wo keine Finsternis abspringt, weil ich mich einfach nicht ändern mag, auf mein Recht poche, mir das nicht mehr gefallen lasse, nicht bereit bin, etwas zu überdenken oder etwas zu bekennen. „nichts an finsternis“ der Härte und Unmenschlichkeit springt ab. Und was so das Leben formt, das auch den Glauben. Die Zeugen der Osterbotschaft, die Evangelisten wissen darum, verschweigen es nicht und benennen auch den Grund dafür: Angst. Die Wächter zittern und fallen wie tot zu Boden vor Angst. Die Frauen eilen voll Furcht und auch Freude zu den Jüngern, aber ich glaube, es ist vor allem die Angst. die ihnen Beine macht. Der Engel und der Auferstandene, so hörten wir im Evangelium versuchen zu beruhigen: Fürchtet euch nicht! Es ist wie ein Hämmern an ihre verängstigten, finster gewordenen Herzen.
Osterglocken läuteten damals nicht in Jerusalem, hämmerten nicht gegen die Mitternacht, aber Finsternis sprang ab, Licht brach sich durch. Die Frauen Maria Magdalena und die andere Maria, die Jünger, dann ein Paulus und immer mehr verkündeten wie Glocken, das Tröstliche, das gelang, dem Tod die Macht und dem Leben die Angst zu nehmen. ‚Etwas an die große Glocke hängen’ – sagen wir ja und meinen, dass soll gehört werden, das muss hinaus. Aber wie soll das heute gehen, wenn es zwar die großen Glocken der Kirchen gibt, dieser aber dann als Ruhestörung empfunden werden und wenn einmal Ruhe sein könnte wie an den stillen Tagen, diese dann partout zum „Heidenspaß“ werden muss? Bei allem Respekt vor dem Bundesverfassungsgericht, aber die Ausnahme vom Tanzverbot am Karfreitag damit zu begründen, weil eine solche Veranstaltung als weltanschauliche Abgrenzung gegen das Christentum zu sehen ist, ist für mich nicht nachvollziehbar. Doch gerade in solchen Situationen ist es gut, sich immer wieder das bewusst zu halten: Gott ist nicht von der Mehrheit der Meinung abhängig. Er handelt nicht nach Umfragetrends. Auferstehung geschieht nicht nach Abstimmung und Mehrheitsbeschluss. Ob es denn je dazu gekommen wäre?
Liebe Schwestern und Brüder, hängen wir die Osterbotschaft an die große Glocke und nicht an das Glöckchen des Lindt-Goldhasen mit ihrem Gebimmel, die zwar Kassen, aber keine Herzen klingen lässt!
Lass doch dich Osterbotschaft an deine Mitternacht hämmern, wo du müde und lustlos geworden bist, du verlegen wirst, wenn es darum geht, zu Christus und seinem Evangelium zu stehen. Und Finsternis springt ab, jedes Jahr aufs Neue, wenn du Ostern feierst, wenn Eltern ihre Kinder zur Taufe bringen und mit den Paten Vorbild im Glauben sein wollen, wenn du dich zur Beichte durchringst, am Sonntag zur Kirche kommst, Gott den Vorzug gibst, über deinen Schatten springst und zur Versöhnung bereit bist.
Und hämmern wir an die Mitternacht der Herzen der Menschen unserer Tage, damit Finsternis abspringt. Wie es gehen kann, hat Gott uns vorgemacht am 1. Tag der Schöpfung: „Die Erde war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut.“ – Ist das nicht ein Bild für unsere Welt heute? „Gott sprach: Es werde Licht!“ – Es werde! Nicht unser: ja mei, es ist halt so, da kann man nichts machen, nichts ändern. Nein, ein „Es werde!“ sollen wir leben, schöpferisch, mutig, mit der Lust, etwas auszuprobieren, etwas zu wagen, auch wenn wir scheitern, es wenigstens zu versuchen und nicht bleiben zu lassen. Ostern ist doch Anfang, Hoffnung, Leben und Licht. Finsternis springt ab. So etwas Tröstliches gelingt auch heute und weiterhin und das Staunen hört nicht auf.“
Dieses österliche Staunen wird immer wieder auch in der Geburt von Kindern wahr, so Stadtpfarrer Thomas Vogl überleitend zur Tauffeier. Er begrüßte die beiden Familien, die Amelie und Xaver zur Taufe brachten und in dieser Osternacht in die Gemeinschaft der Kirche und der Pfarregemeinde aufgenommen. Pfarrgemeinderatssprecher Andreas Grillmeier gratulierte im Namen der Pfarrei und überreichte ein Präsent. Dann erneuerten alle Gläubigen ihr Taufversprechen, zu dem dann das Osterwasser über die Gläubigen in der Basilika verteilt wurde.
Nach der Eucharistiefeier und Segnung der Osterspeisen wünschten die Mitarbeiter der Pfarrei allen Mitfeiernden frohe und gesegnete Ostern und verteilten auf dem Basilikaplatz, wo das Osterfeuer noch brannte und wie jedes Jahr von der Jugendfeuerwehr Waldsassen vorbereitet und während der Liturgie beaufsichtigt wurde, kleine gesegnete Osterbrote an alle Mitfeiernden. Die Glocken der Basilika läuteten festlich beim Hinausgehen, damit die letzte Finsternis abspringt und der Wunsch „Frohe Ostern!“ wahr ist und bleibt.